Kastro

Wir sind auf dem Weg Richtung Olympia. In den vergangenen Tagen haben griechische Feuerwehrmänner bis zur vollkommenen Erschöpfung gekämpft, um die historischen Sportstätten am Fuße des Olymps vor dem drohenden Flammenmeer der verheerenden Waldbrände zu retten, die bis vor wenigen Tagen Griechenland heimgesucht haben.
Wir sind nicht allein. Auch ein athletischer Pole ist auf dem Weg nach Olympia: joggend mit einem kleinen Anhänger, den er sich mit einer Schlaufe um die Hüfte gebunden hat und hinter sich her zieht. Auf dem Anhänger steht das Wort „PEACE“ geschrieben. Wir sind beeindruckt.

PEACE

Noch etwa 50 Kilometer von unserem Ziel entfernt, biegen wir in Richtung Küste ab, in der Hoffnung, ein schönes Plätzchen für die Nacht zu finden und uns im Meer abkühlen zu können. Zunächst geht es durch Olivenhaine, dann durch den kleinen Ort Kastro und schließlich das letzte Stück abwärts zur Küste. Völlig unerwartet treffen wir auf ein kleines Stück Nordsee am Mittelmeer: bewachsene, helle Sanddünen, ein breiter Strand und eine kräftige Brandung, aber warm und ohne Quallen!

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Hier ein kleiner Ausschnitt des vielfältigen Dünenbewuchses:

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Auf einem großen Parkplatz in den Dünen stehen rund ein Dutzend Wohnmobile wild campend. Die meisten von Ihnen kommen aus allen Ecken Deutschlands, aber auch Österreicher und Holländer sind vertreten. Wir gesellen uns zu ihnen.

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Dabei fahren wir uns trotz Allradantrieb erst einmal fest. Die beiden hinteren Räder sind wegen des hohen Gewichts unseres Sprinters und wegen der geringen Auflagefläche der Reifen bei vollem Luftdruck im weichen Sand einfach abgesackt. Sandbleche haben wir noch nicht, da wir uns diese erst in der Türkei günstig besorgen wollen.
Eine nette Münchnerin eilt herbei, um uns zu helfen, während ein Österreicher daneben steht und deplatzierte Kommentare abgibt. Er meint, er hätte Sandbleche, aber sein Fahrzeug stünde darauf, und deshalb könne er sie uns nicht geben. Auf eine echte Unterstützung von seiner Seite warten wir vergeblich.
Aber wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen, holen den Klappspaten aus dem Heck und schaufeln die eingegrabenen Räder frei. Dabei stellt sich heraus, dass sich unter den Rädern fester Untergrund befindet. Trotzdem würge ich den Motor bei den darauf folgenden Anfahrversuchen mehrfach ab, bevor ich unseren Sprinter, beherzt mit den Füßen auf Kupplung und Gaspedal, aus den Mulden herausbekomme. Hier zeigt sich, dass der schwere Wagen wegen der fehlenden Untersetzung im Gelände nicht leicht anzufahren sein wird und dass wir darauf werden achten müssen, wenn es irgendwann über unwegsamere Pisten gehen wird. Aber es ist gut, hier schon einmal die ersten Erfahrungen in dieser Hinsicht gemacht zu haben.

Der Parkplatz ist das Reich von Christos, dem „armen Mann – drei Frauen, vier Kinder, mit große Herz, groß wie Wassermelone, aber süß wie Honigmelone!“ Christos ist ein lustiger und liebenswerter griechischer Bauer mittleren Alters. Er ist hier die gute Seele und versorgt die Camper jeden Tag mit allem, was sie brauchen, vorwiegend Brot, Eier, Obst und Gemüse, Wein und Olivenöl. Das meiste davon ist aus seinem eigenen Anbau. Viel daran verdienen tut er allerdings nicht, außer wenn die Camper kanisterweise reines Olivenöl aus seinem Anbau mit zurück in die Heimat nehmen. Ansonsten genießt er es, des Öfteren mit den Leuten abends ein, zwei Gläschen Wein zu trinken, den er stets in großen Plastikflaschen dabei hat und gerne auch mal spendiert.

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Wir lernen eine Reihe netter Menschen kennen, mit denen wir viel Zeit verbringen: ein holländisches Paar, das zu Hause eine Harley-Werkstatt und auch hierhin eines seiner Motorräder mitgebracht hat,

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den redseligen und afrikaerfahrenen Münchner Marc, der uns mit zahllosen Tipps zu Afrika versorgt und vor den territorialen Rentnern warnt, die in einer Woche, nach dem Ende der Schulferien, über diesen Ort herfallen und ihn bis hin zur Bürgermeisterwahl bürokratisieren werden, und seine slovakische Frau Slavka, die uns schon zur Seite gestanden hatte, als wir uns festfuhren, samt Sohn Jens (hier beim Spanferkelfest),

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und die Mannheimer Marc und Silke mit ihrer süßen, bald einjährigen Lilly und Hund Bobby (hier beim gemeinsamen Abendessen in Nicos Taverne).

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Sie alle und noch viele andere sorgen dafür, dass wir uns hier in den nächsten Tagen sehr wohl fühlen werden.

A propos Spanferkelfest: Das Spanferkelfest ist eine Art Tag der offenen Tür des hiesigen Klosters, zu dem die Menschen aus der Umgebung einmal im Jahr hinströmen, um für das Kloster zu spenden und sich anschließend mit Spanferkel, Bier und Wein die Bäuche voll zu schlagen. Zu diesem Anlass werden im wahrsten Sinne des Wortes anhängerweise Spanferkel gegrillt! Das vorzügliche, zarte Fleisch wird kiloweise verkauft und dann mit den Händen gegessen. Auf Beilagen wird komplett verzichtet.

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