Schlagwort: Vilankulo

  • Tauchen in Vilankulo

    Allseits ist zu hören, wie schön die Landschaft Mosambiks sei. Auf dem Weg von Mocuba nach Vilankulo war davon allerdings nicht viel zu sehen. Einziger Höhepunkt war das Gorongosagebirge, das auf knapp halber Strecke majestätisch aus dem ansonsten flachen und öden Buschland aufragt. Dort allerdings fanden wir dort kein Camp, in dem wir hätten übernachten können. So mussten wir in die Dunkelheit hinein fahren, bis wir einen sicheren Ort für die Nacht gefunden hatten. Von Nachtfahrten ist in Afrika generell abzuraten. Wir hatten Glück, als wir durch einen Ort fuhren, dass wir jemanden, der unvermittelt auf der Straße saß und sich dort vermutlich auf dem Asphalt wärmte, nicht überfahren haben. Nicht auszudenken, was sonst passiert wäre.
    Die Schönheit Mosambiks liegt eher an der Küste und im subtropisch-wilden Norden, den wir wegen der von heftigen Regenfällen hinfortgespülten Straßen umfahren mussten. Auch weiter unten im Süden wird es dann wieder schöner, topografisch abwechslungsreicher und mit Palmenhainen so weit das Auge reicht.

    Vilankulo ist ein kleines Fischerdorf an der Schwelle zum beliebten Ferienort. Noch hat es jedoch eher den Status eines Geheimtipps. Malerisch liegt vor uns die flache Bucht, aus der sich das Wasser bei Ebbe kilometerweit zurückzieht. Durch dieses Phänomen entsteht ein schier endloser Strand, auf dem verstreut die bunten Dhows – einmastige Fischerboote mit einfachen dreieckigen Segeln, – liegen wie angespülte und in Vergessenheit geratene Wracks. Zurück bleiben vom Wasser nur einzelne große Priele, in denen man schwimmen oder die man umwandern kann. Allzu weit hinauswandern sollte man allerdings nicht, denn die Flut kommt ebenso schnell wie die Ebbe geht, und urplötzlich sieht man sich kilometerweit draußen von geschlossenen Wassermassen umringt, die sich von allen Seiten nähern.

    Tauchen in Vilankulo

    Tauchen in Vilankulo

    Tauchen in Vilankulo

    Noch ist die Straße, die nach Vilankulo führt, zu schlecht, um größere Scharen Touristen hierher zu locken. Am Straßenrand stehen immer wieder Kinder, werfen eine Schippe Sand auf eines der unzähligen Schlaglöcher und wollen Geld dafür. Ferien machen in Mosambik vor allem Südafrikaner. Für sie ist Mosambik bequem mit dem Auto zu erreichen, die Küste ist subtropisch malerisch und die Preise verhältnismäßig niedrig. Verglichen mit Kenia und Tansania sind die Preise allerdings schon erschreckend hoch.
    Eine tourismusgeeignete Infrastruktur gibt es in Vilankulo bereits, wenngleich der Ort vor einem Jahr einen herben Rückschlag wegstecken musste. Ein Zyklon mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 240 km/h fegte fünf Tage lang unbarmherzig über den kleinen Ort hinweg und machte ihn nahezu dem Erdboden gleich. Die meisten Zyklone bleiben an Madagaskar hängen oder treffen auf den Norden Mosambiks. Doch alle paar Jahre ereignet es sich, dass ein Zyklon an Madagaskar vorbeizieht, seine Richtung ändert und Kurs auf Vilankulo nimmt. Auch heute, ein Jahr nach dem letzten Zyklon, der sich genau so verhalten hat, sieht man noch überall in Vilankulo die stummen Zeugen der Verwüstung, dächerlose Grundmauern ehemals stattlicher Gebäude, bizarr verbogene Stahlskelette einstmaliger Lagerhallen und zerschmetterte Dhows.

    Vor der Küste Vilankulos liegen der Bazaruto-Archipel und ein Riff von Weltklasseformat, Cabo San Sebastian. Es zu betauchen, dazu sind wir hergekommen. Leider haben wir jedoch einen schlechten Zeitpunkt erwischt. Aufgrund der dortigen Gezeiten- und Strömungsverhältnisse kann das Riff nur in einem Zwei-Wochen-Zyklus betaucht werden. In den kommenden zwei Wochen wird es zu gefährlich sein, zum Riff hinaus zu fahren. Das Riff liegt – von der Küste aus gesehen – hinter zwei vorgelagerten Inseln und bildet dazwischen einen Kanal, durch den die Wassermassen mit enormem Druck gepresst werden. Dadurch bilden sich extrem starke Strömungen, und die Wellen türmen und brechen sich so hoch über dem Riff, dass sie selbst für ein Speedboot unpassierbar werden. So nehmen wir schweren Herzens mit der zweiten Wahl vorlieb, dem 2-Mile-Reef. 2-Mile-Reef liegt ebenfalls hinter zwei Inseln, bildet aber einen geschlossenen Komplex. So kommt es dort nicht zu einer Düsenwirkung, und das Riff kann meistens betaucht werden.

    Doch erst einmal werden wir in die Gesellschaft Vilankulos eingeführt. Auf der an und für sich heruntergewirtschafteten, aber dennoch netten Campsite Baobab Beach, die ihren Namen dem mächtigen, altehrwürdigen Baobab-Baum verdankt, unter dem nun unser Sprinter steht, lernen wir den Südafrikaner Barry kennen.

    Tauchen in Vilankulo

    Seit nunmehr zwölf Jahren begeleitet Barry Reisegruppen in großen Overland-Trucks kreuz und quer durch Afrika. Sein Traum ist es, eines Tages die Antarktis zu bereisen. Sein unterbezahlter, aber erfüllender Job bringt es mit sich, dass Barry zu fremden Menschen schnell eine gute Beziehung aufbauen kann. Er schließt uns und wir ihn sofort ins Herz. Noch am selben Abend lädt er uns ein, mit ihm und seinen Freunden ins Smugglers zu kommen.
    Das Smugglers ist der beliebteste Treffpunkt in Vilankulo, eine Kneipe im Stil eines englischen Pubs, dunkel und verraucht, aber mit Seele. Drinnen gibt es eine lange, gut sortierte Bar, Stehtische mit Barhockern und einen Billardtisch, der pausenlos in Beschlag genommen ist. Die Decke ist vollgekritzelt mit zahllosen Sprüchen. Am besten gefällt uns ein Spruch, der das Leben in Afrika und Europa auf geniale Weise verbildlicht:

    Europe has the clock, Africa has the time.

    Aktuelle Musik und moderne Klassiker tönen aus den Lautsprechern und machen Lust, das Tanzbein zu schwingen. Draußen, auf der Veranda, stehen weitere Tische, an denen man gemütlich sitzen, essen und klönen kann.
    Barry führt uns in seinen Freundeskreis ein wie alte Freunde. Renoir und Dennis betreiben die beiden Diveshops am Ort und sind demnach Konkurrenten. Doch bis auf kleine Neckereien ist davon nichts zu spüren. Renoir kommt aus Südafrika und ist schon vor zehn Jahren in Vilankulo hängen geblieben. Er liebt das Tauchen an diesem Ort und die feuchtfröhlichen Abende im Smugglers. Dennis, den Franzosen, hat es nach fünfjähriger Weltreise, die ihn nach Barcelona, Südostasien und Madagaskar geführt hat, ebenfalls zum Tauchen nach Vilankulo verschlagen. Am besten gefallen hat ihm eigentlich Madagaskar, aber die Infrastruktur auf der Insel sei einfach zu schlecht. Vor knapp einem Jahr hat er sich dann entschieden, den Diveshop, der an Baobab Beach angegliedert ist, zu übernehmen. 100.000,- Euro hat er in den Shop, Ausrüstung, Geländewagen und zwei Schnellboote investiert.
    Baobab als Standort hat sich jedoch schnell als Problem herausgestellt. Nach dem Zyklon wurde Baobab nur halbherzig wiederaufgebaut, und es wird seitdem auch nur noch halbherzig betrieben. Der Besitzer sitzt irgendwo in Südafrika und kümmert sich kaum noch ums Geschäft. Wahrscheinlich spekuliert er auf einen Verkauf des Grundstücks, denn die Preise in Vilankulo steigen derzeit enorm. Unterdessen wirtschaften seine Angestellten den Laden mit atemberaubendem Tempo herunter. Einzig die Küche gibt sich noch wirklich Mühe, während die Bar langsam den Bach hinunter geht und der gesamte Ort verwahrlost. Nur Dennis Generator ist es zu verdanken, dass es an der Bar seit langer Zeit überhaupt einmal wieder kalte Getränke gibt. Trotzdem vergammeln die Spirituosen im Regal, denn die Angestellten sind zu bequem, für Eis zu sorgen. Überhaupt machen die meisten Angestellten kaum einen Finger krumm und hängen stattdessen lieber an der Bar herum. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass die meisten Gäste nicht lange bleiben – und mit ihnen gehen in persona die potenziellen Kunden des Diveshops.
    Gerade ist Dennis dabei, weitere 30.000,- Euro in ein eigenes Grundstück weiter außerhalb des Ortskerns zu investieren. Durch den Berliner Ulf, der im Smugglers zu unserer Gesellschaft hinzu stößt, erfahren wir auch, wie der Grundstückhandel in Mosambik funktioniert. Ulf ist Stadtplaner und war nach seinem Studium in Deutschland zwei Jahre arbeitslos. Dann ist er auf ein Jobangebot des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) in Mosambik gestoßen. Seither ist er als Assessor dos Municípios zuständig für Catandica und Manica.

    Wir: „Wir hätten gar nicht vermutet, dass in einem Land wie Mosambik auf Stadtplanung Wert gelegt wird. Wenn man zum Beispiel Mocuba nimmt: Das sieht nicht gerade nach Stadtplanung aus.“

    Ulf: „Doch, doch, auf Stadtplanung wird durchaus Wert gelegt. Allerdings hat Stadtplanung hier mehr den Aspekt der Konfliktbewältigung. Dabei muss man grundsätzlich mit allem rechnen. Stellt Euch vor, jemand installiert an einer öffentlichen Straße eine Schranke und fängt an, Wegzoll zu erheben. So etwas kommt hier durchaus vor. Oder ein Anwohner beschließt, dass auf der Straße doch genügend Platz sei, um seine Latrine dort aufzustellen. Dies sind Fälle, mit denen wir uns hier beschäftigen müssen. Und genau das macht für mich den Reiz aus. Ich bin hier mehr Konfliktbewältiger als Planer.“

    Wir: „Das ist ja kurios. Über mangelnden Unterhaltungswert kannst Du Dich dann ja nicht beklagen. Wie funktioniert eigentlich der Grundstücksmarkt in Mosambik?“

    Ulf: „Offiziell gibt es in Mosambik keinen Grundstücksmarkt. Jedes Stück Land, das vom Staat zur Vergabe ausgeschrieben wird, kann grundsätzlich gegen eine geringe Gebühr auf den eigenen Namen registriert werden, auch auf Ausländer. Damit erhält derjenige eine 99 Jahre währende Pacht. In der Praxis stellt es sich allerdings so dar, dass sich erst einmal Amtsträger und Lokalprominenz an den besten Grundstücken bedienen: Bürgermeister, Stadtrat, hohe Beamte und Vorsitzende wichtiger gesellschaftlicher Institutionen sowie deren Brüder, Vettern und sonstige Verwandte. Die Pacht kann aber auf eine andere Person umgeschrieben werden. In der Realität funktioniert der Grundstückshandel dann so: Da die Grundstücke selbst nicht verkauft werden dürfen, sondern nur darauf befindliche Gebäude, und ungenutzte Grundstücke außerdem an den Staat zurückgehen, baut man darauf eine Behausung jedweder Art, im einfachsten Fall eine Strohhütte, die nicht einmal dem nächsten Sturm standhalten würde. Dann lässt man Verwandtschaft oder Freunde darin wohnen. Wenn man dann irgendwann verkaufen möchte, verkauft man die Hütte zum Schwarzmarktwert des Grundstücks und überschreibt letzteres auf den Käufer.“

    In der Praxis gibt es für den Käufer allerdings zusätzlich zu berücksichtigen, dass alles Land, wenn auch nicht offiziell vom Staat, aber inoffiziell von den ansässigen Stämmen verteilt wurde. Das bedeutet, jedes Stück Land hat bereits einen inoffiziellen Besitzer mit vielen Brüdern, Schwestern, Cousins und Cousinen. So muss der weiße Interessent sich zunächst an diesen wenden und ihm die Registrierungsgebühr entrichten. Der inoffizielle Besitzer lässt das Land dann offiziell auf sich registrieren und überträgt es beim späteren Kauf auf den Anwärter.

    Kuriositäten kann man hier allerdings auch auf anderen Märkten erleben, so zum Beispiel dem Obst- und Gemüsemarkt. Als wir an einen Stand gehen und uns umsehen, kommt ein Afrikaner herbeigeeilt und beginnt uns zu bedienen. Bananen und Avocados liegen bereits in unserem Einkaufskorb, als ein zweiter Afrikaner dazukommt und sich zwischen ersteren und uns stellt. Es entwickelt sich eine heftige Diskussion zwischen den beiden. Wir bekommen allmählich ein wirklich schlechtes Gefühl und drängen darauf zu zahlen. Beide drehen sich zu uns um und halten die Hand auf. Uns ist noch nicht klar was da gerade abläuft, und wir drücken demjenigen, der uns bedient hatte, einen Geldschein in die Hand. Er entschuldigt sich, um das Wechselgeld zu besorgen. Unterdessen erklärt uns der andere, dass er der Besitzer des Marktstands sei. Die Preise seien auch geringer, als die vom ersten verlangten. Der sei nur darauf aus, auf seine Kosten ein Geschäft zu machen.
    Während wir ein paar Minuten auf die Rückkehr des Betrügers warten, haben wir uns in der Zwischenzeit von unserem Wechselgeld bereits verabschiedet. Doch tatsächlich taucht der Typ doch noch auf. Er kann nicht passend herausgeben und offeriert uns einen Schein, auf den wiederum wir Wechselgeld herausgeben sollen. Als wir den Schein nehmen, geraten die Verkäufer erneut in eine heftige Diskussion. In der Zwischenzeit scharen sich mehr und mehr Schaulustige um uns herum. Schließlich ruft uns der Besitzer zu, wir sollten den Schein einstecken – er werde das regeln – und sehen, dass wir wegkommen.
    Wir machen uns wie geheißen aus dem Staub und gehen ein paar hundert Meter. Als wir uns umdrehen, müssen wir erschrocken feststellen, dass uns der Scheinverkäufer mit einem Kumpel im Schlepptau dicht auf den Fersen gefolgt ist.
    „Give me my money!“
    „As far as we’ve seen that was not your shop!“
    „We have a deal, give me my money!“
    „Your are not the owner, so we don’t have a deal!“
    Glücklicherweise kommt in dem Moment der Besitzer angelaufen und hält den Scheinverkäufer zurück.
    „Go, it’s allright!“
    „Allright“ ist hier gar nichts, aber es bleibt uns nichts anderes übrig als erneut Land zu gewinnen. Sich in Afrika auf offener Straße in einen Konflikt verwickeln zu lassen, kann unter Umständen böse enden. Schwarzafrikaner können eine unberechenbare Gruppendynamik entwickeln. In Dar es Salaam war nur wenige Tage vor unserem Aufenthalt ein Junge von einem wütendem Mob auf offener Straße mit Benzin übergossen und verbrannt worden, weil er ein Mobiltelefon gestohlen hatte. Per Gesetz darf Dieben in Tansania noch heute die Hand abgeschlagen werden. Dies im Hinterkopf, beschleunigen wir dieses Mal unsere Schritte, und alle paar Meter drehen wir uns um und vergewissern uns, dass der Typ uns nicht wieder gefolgt ist. Er ist es nicht, und nach ein paar hundert Metern können wir aufatmen. Langsam wird uns klar, weshalb man die weißen Einwohner hier nie auf offener Straße, sondern immer nur in ihren Geländewagen antrifft. Vielleicht ist es auch Bequemlichkeit, wie wir immer vermutet hatten, aber es gibt noch einen triftigeren Grund: die eigene Sicherheit.

    Nun gut, eigentlich sind wir ja zum Tauchen hier. Aber auch da läuft es nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt haben. Normalerweise fährt man mit dem Boot gemütlich raus, macht einen Tauchgang, Mittagspause und dann noch einen Tauchgang und fährt dann gemütlich wieder zurück. Fahren tun wir allerdings erst einmal gar nicht. Einer der beiden Motoren will nicht anspringen. Eine Sicherung ist durchgebrannt. Der Mechaniker tauscht sie aus und der Motor startet. Aber beim ersten Test will er wieder nicht anspringen. Die Sicherung ist erneut durchgebrannt. Die Sicherung wird nochmals ausgetauscht. Der Motor lässt sich starten – ein erstes, ein zweites Mal. Anscheinend genug getestet – los geht’s mit der ersten Stunde Verspätung.
    Um wenigstens einen Teil davon wieder aufzuholen, gibt der Steuermann die ganze Fahrt von einer halben Stunde über Vollgas. Mit 50 km/h Höchstgeschwindigkeit fliegen wir über die glücklicherweise noch recht sanften Wellen. Trotzdem müssen wir uns verkrampft an den Halteleinen festhalten. Wer schon einmal in einem Schnellboot gesessen hat weiß, dass 50 km/h auf dem Wasser nicht wenig sind. Die beiden PS-Boliden und die Leichtbauweise des Schlauchboots machen es möglich.

    Tauchen in Vilankulo

    Schließlich kommen wir an der Insel an, an der die Schnorchler abgesetzt werden und von der die Taucher dann zum Riff hinaus fahren. Wieder gibt es Probleme mit dem Motor, wieder wird nur etwas an den Symptomen repariert. Dann geht es durch raue See in Richtung Riff, und erneut streikt der Motor – aber dieses Mal auf offener See. Wir Taucher machen deutlich, dass wir so nicht zum Riff fahren wollen. Es wäre zu gefährlich. Wenn der andere Motor dann auch noch streiken würde, würden wir reaktionsunfähig auf das Riff geworfen und an den scharfkantigen Felsen zerschellen. So fahren wir schließlich mit nur einem Motor zurück zur Insel.
    Dort treffen wir auf ein anderes Boot, und die Besatzung sieht sich das Problem an. Nach nur wenigen Minuten scheinen sie den Schaden repariert zu haben. Wie sich später herausstellt, haben sie tatsächlich jedoch lediglich die Sicherungen überbrückt.
    Dies aber noch nicht wissend, geht es erneut raus, und tatsächlich kommen wir auch zu unserem ersten Tauchgang. Es ist ein schöner Drifttauchgang. Wie schwerelos hängen wir im Wasser und lassen uns von der Strömung wie in einem Fahrstuhl mitreißen. Zum ersten Mal in unserem Leben sehen wir Teufelsrochen.

    Tauchen in Vilankulo

    Dann geht es zurück zur Insel, um die Schnorchler einzusammeln – jedoch nicht ohne weitere Zwischenfälle. Durch das Überbrücken der Sicherung hat der Anlasser des schadhaften Motors eine Überspannung abbekommen, die wahrscheinlich von einem Kurzschluss verursacht worden ist – der eigentlichen Ursache des ganzen Malheurs. Immerhin lässt sich der Motor nach einigen Versuchen manuell starten. Der zweite Tauchgang hat sich damit nun jedoch endgültig erledigt, und nachdem wir die Schnorchler eingesammelt haben, geht es auf direktem Weg und wieder mit Höchstgeschwindigkeit zurück nach Vilankulo. Da die Wellen in der Zwischenzeit auch hier erheblich aufgefrischt haben, geht es dem einen oder anderen Bootsinsassen die ganze Fahrt über bemitleidenswert schlecht. Aber es lässt sich auch noch etwas Positives aus diesem Tauchtrip berichten: Die Insel war wunderschön, denn Bazaruto wird im Süden von einer gewaltigen Sanddüne flankiert, von der man einen Rundumblick über den malerischen Archipel hat.

    Tauchen in Vilankulo

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    Tauchen in Vilankulo

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    Als wir auf der Düne saßen, kamen wir außerdem mit einem der anderen Taucher ins Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er in einem Landminenräumkommando arbeitete. Zu den Hinterlassenschaften des Bürgerkriegs in Mosambik zählen landesweit minenverseuchte Landstriche. Der Norden Mosambiks gilt inzwischen als minenfrei. Fünf Jahre intensiver Arbeit von Hundertschaften Freiwilliger hat es gekostet. Der Einsatz von Maschinen ist bei den hiesigen Treibstoffpreisen auf europäischem Niveau zu teuer (der Sprit muss aus Südafrika importiert werden). Außerdem zerstört das schwere Gerät die Oberflächenstruktur der Böden und macht sie auf Jahre hinaus unfruchtbar. Glücklicherweise handelt es sich bei den in Mosambik gelegten Minen um ehemalige sowjetische Armeebestände, alte Modelle mit Metallapplikationen, die mittels Detektoren zuverlässig entdeckt werden können. Was die Arbeit trotzdem enorm aufwändig macht ist das Problem, dass neben den Minen unzählige weitere Metallrückstände im Boden verborgen sind, die bei der Ausgrabung die gleiche vorsichtige Vorgehensweise erfordern wie diese diabolischen Waffen selbst. Weitere fünf Jahre wird es dauern, den Süden Mosambiks wieder zu einer sicheren Umgebung zu machen. Noch sind viele Ortschaften von 50 m breiten Minengürteln umgeben, die sie an einer Expansion hindern sollten. Circa 2.500 Minenfelder werden alleine in der Urlaubsregion um Inhambane vermutet. Und ausgerechnet da wollen wir hin.