Schlagwort: Montenegro

  • Weltkulturerbe Kotor

    Kroatiens Grillkultur haben wir sehr genossen: leckere Cevapcici, wunderbares Lammfleisch, zart gegrillte Kalmare, abgerundet durch Aivar-Paste mit Gemüsezwiebeln, und dazu erfrischende Tomatensalate, kräftige Weine und hervorragendes Pivo. Beim Einkauf all dieser Leckereien stößt man leider jedoch oftmals auf gelangweilte bis hin zu genervte Bedienungen, sicherlich auch ein Phänomen der späten Reisesaison. Trotzdem fühlten wir uns nicht sonderlich willkommen.
    Zudem kann preislich auch nicht mehr von einem Schnäppchen die Rede sein. Die günstigen Nachkriegszeiten, in denen das Land wieder um den Tourismus buhlen musste und es noch als Geheimtipp galt sind vorbei. Unsere Kosten für Lebensmittel und Diesel lagen kaum zehn Prozent niedriger als in Deutschland. Campingplätze mieden wir so gut wir konnten, in Dubrovnik kostete eine Übernachtung stolze 35 Euro.
    Die schöne Halbinsel Istrien wird in Richtung Süden gefolgt von einer kargen, felsigen Küste. Von Rijeka bis Sibenik lädt die eintönige Landschaft kaum zum Verweilen ein. Die sich stetig eng an die Wasserlinie anlehnende Küstenstraße lässt nahezu keinen Raum für Erholungssuchende. Die kurzen und flach abfallenden Strände sind kiesbedeckt und entbehren jeglichen Liegekomfort. Im Wasser lauern unzählige Seeigel, um dem Badefreund den weiten Weg ins offene Wasser nicht zu leicht zu machen.
    Ab Sibenik wird die Landschaft dann wieder schlagartig schön und abwechslungsreich. Die Vegetation ist viel üppiger und frisches Grün ziert die Hänge. Bademöglichkeiten gibt es reichlich.
    Dubrovnik hat eine beeindruckende, prächtige Altstadt. Leider nur wird das Stadtbild viel zu sehr von Touristen dominiert, und dies, wie wir uns sagen ließen, über das ganze Jahr hinweg. So fällt es schwer, den Charme der Stadt zu genießen.

    Kotor ist ein weiteres Stück Weltkulturerbe in einer zerklüfteten Bucht der Adriaküste Montenegros, südlich von Dubrovnik. Eine kühn in den Berg gebaute Festungsanlage umschließt das 1.000 Jahre alte Hafenstädtchen. Kotor erinnert an Dubrovnik, ist aber viel kleiner und ruhiger.

    Weltkulturerbe Kotor

    Weltkulturerbe Kotor

    Ich gehe in eine Bank, um Geld in die Landeswährung zu tauschen und lege einen 50-Euro-Schein auf den Tresen des Bankschalters mit Bitte um Wechsel. Die Bankangestellte blickt mich einen Moment lang fragend an, greift dann aber den Schein, fasst in die Kasse unter ihrem Pult und zieht vier Banknoten aus dem Fach. Als sie sie vor meinen Augen abzählt, habe ich das merkwürdige Gefühl, die Scheine schon einmal gesehen zu haben. Es sind ein Zwanziger und drei Zehner – in Euro. Verwirrt blicke ich auf die vor mich hingeblätterten Scheine, dann in die Augen der Angestellten, bis ich endlich wieder Worte finde und mich verlegen erkundige, ob der Euro die hiesige Währung sei. Grinsend bestätigt die hübsche junge Dame. Leicht beschämt stecke ich die Scheine in die Tasche, verabschiede mich ebenfalls grinsend und mache mich davon.
    Als wir durch das ruhige Städtchen schlendern, vernehmen wir von irgendwo her ein quietschendes Geräusch, das zunehmend lauter wird. Quietsch, quietsch, quietsch, als ob jemand hingebungsvoll mit einer Quietscheente spielt. Aber merkwürdig, das Geräusch hat einen ganz gleichmäßigen Zweiertakt. So eine Art Synchronquietschen zweier Quietscheentenfetischisten, wie wir vermuten. Doch als wir um die nächste Ecke biegen, ist weit und breit keine Quietscheente zu sehen. Aber das penetrante Geräusch ist ganz nah und kommt irgendwie vom Boden her. Schließlich entdecken wir den Verursacher: Bei jedem Schritt eines kleinen Jungen quietschen seine Schuhe schrill und blinken dazu hektisch. Die Eltern des Jungen flanieren neben ihm her. Unglaublich, was manche Eltern sich und ihrer Umwelt zumuten, um ihre kleinen Racker zu jeder Zeit kontrollieren zu können! Dass sie ihrem Spross damit eine reine Freude machen wollten, schließen wir jedenfalls kategorisch aus. Hätte es auch im Zeitalter des Babyfons nicht eine einfache Kuhglocke getan?
    Etwas später treffen wir auf zwei kleine Mädchen, die großes Interesse an unseren Boards zeigen, die wir als Alternative zu Klapprädern für Stadterkundungen mitgenommen haben und unter dem Arm tragen. Sie reißen uns die Boards förmlich aus der Hand und wollen wissen, wie man damit fährt. Wir erklären es ihnen bereitwillig und lassen sie für eine Weile gewähren. Die Kleinere von beiden hat richtig Haare auf den Zähnen und möchte ihrer Freundin das Kickboard am liebsten abnehmen und auf beiden Boards gleichzeitig fahren!

    Weltkulturerbe Kotor

    Auf einem netten Campingplatz in einem kleinen Ort an der Küste, knapp zehn Kilometer hinter Kotor, finden wir unter uralten Olivenbäumen für zwei Tage ein nettes und günstiges Plätzchen im Schatten. Wir gönnen unserem Sprinter eine Rundumwäsche, um danach unsere Aufkleber anzubringen. Außerdem werken wir noch etwas am Innenausbau, um ihn weiter zu optimieren.

    Weltkulturerbe Kotor

    Weltkulturerbe Kotor

    Zum Abendessen bereiten wir uns Fische vor, die wir in Dubrovnik gekauft haben. Der Haken an der Sache: Sie müssen noch ausgenommen werden, und weder Christiane noch ich haben irgendwelche Erfahrung damit. Wir erhalten den Rat, man müsse beim Ausnehmen lediglich darauf achten, dass man die Gallenblase nicht verletze, weil der ganze Fisch sonst bitter schmecken würde. Also machen wir uns zunächst noch zögerlich, an die Arbeit, aber das Ausnehmen klappt dann doch unerwartet gut, nachdem wir den Ekel erst einmal überwunden haben. Und die Gallenblasen haben wir auch nicht verletzt. Allerdings stellt sich beim Essen heraus, dass wir die Fische wohl besser hätten entschuppen sollen! Ganz stolz waren wir, als wir sie ausgenommen hatten, aber an die Schuppen hatten wir keinen Gedanken verschwendet. Einen Fisch mit Schuppen zu essen, die sich unweigerlich im ganzen Fisch verteilen, ist so, als ob man einen Fisch mit einem dreimal so hohen Grätenanteil wie normal essen würde. Wahrlich kein ungetrübter Genuss!
    Außerdem machen wir Bekanntschaft mit dem ersten Plumpsklo unserer Reise. Das ganze sieht in etwa so aus wie eine Körperwaage, mit Stellflächen für die Füße, aber statt der Anzeige einem Loch in der Mitte. Sehr gewöhnungsbedürftig, zumal das Hocken auch ganz schön in die Beine geht!

    Weltkulturerbe Kotor

    Neben unserem Stellplatz steht ein österreichisches Paar mit ihrem VW LT. Von ihnen erfahren wir, dass es bei der albanischen Regierung ein Umdenken gegeben hat und eine Direktive an die Polizei ausgegeben wurde, ausländische Touristen nicht zu behelligen, um einen internationalen Tourismus aufzubauen. Wir beschließen, den direkten Weg durch Albanien nach Griechenland zu nehmen.