Schlagwort: Deutschland

  • Abschiedsblues

    Wir sind auf dem Weg zu einem alten Schulfreund von mir: Michael mit seiner Familie und den Pferden. Auf der Fahrt dorthin komme ich endlich dazu, die letzten zwei Tage Revue passieren zu lassen. Das, was Jan fröhlich mit „Verwandtschaft abklappern“ bezeichnete, war für mich nicht wirklich so lustig. Obwohl das Empfangskomitee von Samstagnacht uns doch schon recht fröhlich erwartet hatte und es noch eine lustige Nacht mit den Freunden vom „VzkE“, dem „Verein zur körperlichen Ertüchtigung“ wurde. Das Abschiednehmen fiel in dieser Nacht nicht ganz so schwer, kein Wunder nach der leckeren Bowle und der Gewissheit, man sieht sich irgendwann wieder.

    Aber der Abschiedsblues kam. Am Sonntag hatte er mich so richtig erwischt. Ich war bisher felsenfest überzeugt, meine Mutter wird sicher steinalt. Den Gedanken, ich könnte sie eventuell nicht wieder sehen, kam mir nie. Als wir uns umarmten wurde mir dann allerdings bewusst, was es für eine einundsiebzigjährige Mutter wohl bedeuten muss, sich von einer ihrer Töchter für eine unbestimmte Zeit zu verabschieden.

    Und der Blues ging weiter. Mein Bruder hatte sich bereit erklärt, all die wichtigen Dokumente und persönlichen Unterlagen für mich aufzubewahren. Bei der Übergabe der Unterlagen hatte ich das Gefühl, Manfred würde am liebsten mit durch die weite Welt ziehen. Unser Vorhaben hat sicherlich viele wunderbare Erinnerungen aus seiner Zeit bei der Marine geweckt. Als er mir dann aber einen sehr persönlichen Talisman mit den Worten überreichte, ich solle ihn wohlbehalten zurückbringen, flossen die Tränen. Und sie flossen noch mehr, als wir uns dann von der ganzen Familie verabschiedeten. Aber hey, wir sehen uns irgendwann wieder, es ist kein Abschied für immer! Mit diesen Worten versuchte ich mich zu beruhigen.
    Es ist doch komisch, meist in dem Moment des Abschieds fallen einem erst die vielen Dinge ein, die man dieser Person schon immer sagen wollte, und dass man sich bei ihr für so vieles bedanken möchte.

    Überhaupt möchte ich mich bei allen bedanken, die sich die Mühe machten, uns noch mal zu sehen, für das viele leckere Essen, den leckeren Crémant d’Alsace, die vielen Tipps und die Angebote, Wäsche zu waschen und zu duschen wo immer und so oft wir wollten.
    Und nun sitze ich hier in unserem Weltumrundungsmobil und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Jetzt endlich ist Zeit und Muse, den Brief von Nadine, meinem jüngsten Patenkind, zu lesen. Der nächste Blues kommt bestimmt, spätestens in Kroatien. Dort werde ich zusammen mit meinen Schwestern und deren Familien sowie einigen Freunde meinen runden Geburtstag feiern.