Das sagenumwobene Troja bildet den Auftakt unserer Rundfahrt durch die zahllosen antiken Stätten der Türkei. Auf dem Weg dorthin halten wir in einem kleinen Ort, um einen türkischen Cai (schwarzen Tee) zu trinken, und damit ich eine Zigarette rauchen kann.
Ich lege meine Tabakdose auf den Tisch und drehe mir eine. Das weckt in fernöstlichen Ländern meist reges Interesse, weil man es dort nicht oder nur vom Rauchen illegaler Substanzen her kennt. So auch hier, denn der Wirt bittet mich, dass ich ihm auch eine drehe. Also drehe ich eine, und das ruft gleich den Nächsten auf den Plan. Also drehe ich auch ihm eine. Wenig später verschwindet er in seinem nebenan befindlichen Reisebüro und kommt mit einer Einkaufstüte voll mit Tabak und einer riesen Packung Zigarettenhülsen zurück. Er macht mir eine fertig und gibt sie mir zu rauchen. Dabei klopft er mit der flachen Hand auf seine Brust, tut dabei so, als ob er husten würde, und macht mit der anderen Hand kreisende Bewegungen um seinen Kopf, um mir klar zu machen, dass sein Tabak stärker ist, als meiner. Das wundert mich nicht, denn ich rauche lieber leichte Tabake und gehe stärkeren nach Möglichkeit aus dem Weg. Geht aber nicht in so einer Situation! Also rauche ich eine von seinen und muss mich wirklich beherrschen, dass ich nach ein paar Zügen nicht das Husten anfange.
Während des Rauchens unterhalten wir uns über Christianes und meine Reise durch die Türkei und wo es noch hingehen soll. Wir zählen ihm Troja und einige andere Orte auf, die uns gerade einfallen. Während dessen macht der Reisebürobesitzer die nächste Zigarette fertig und legt sie mir hin mit dem Kommentar, dass die für Troja ist und ich sie rauchen muss, wenn ich dort bin, und dabei an ihn denken. Ich bin mäßig begeistert, lasse es mir aber nicht anmerken und erzähle weiter.
Während dessen macht er die nächste fertig, legt sie mir ebenfalls hin und erklärt, diese sei für Izmir. Oh Gott denke ich, wir hätten nicht so viele Orte aufzählen sollen! Und er macht dann auch munter weiter. Am Ende habe ich fünf Zigaretten vor mir liegen, die ich unterwegs alle rauchen muss. Vielleicht gewöhne ich mir das Rauchen dann ja ab! Aber jedenfalls werde ich mich auch immer freuen, wenn ich an den Reisebürobesitzer zurückdenke.
Im Übrigen haben wir zu den beiden Tees, die wir bestellt und bezahlt hatten, im Laufe der Zeit noch weitere vier hinzugeschenkt bekommen. Soviel zur türkischen Gastfreundschaft. Da können wir Deutsche uns mal ein Beispiel daran nehmen!
Vielen ist es nicht bekannt, aber die Türkei hat eine unglaublich bewegte Kulturgeschichte, und es sind in der ganzen Türkei unzählige Monumente verschiedenster Kulturen erhalten, die davon Zeugen. In deutschen Ohren hat Troja wohl den schillerndsten Namen unter den hiesigen antiken Stätten. Schließlich war es der deutsche Kaufmann Heinrich Schliemann, der seine Lebensaufgabe und seine Finanzen der Entdeckung und Ausgrabung Trojas widmete. Schliemanns archäologische Methoden unterschieden sich jedoch kaum von Grabräuberei. Unter Schliemanns Regie entbehrten die Ausgrabungen jeglicher Systematik, und so wurde Troja weitgehend zerstört. Die Funde wurden nach Berlin entführt. Erst Schliemanns Nachfolger entwickelten nach und nach systematischere, archäologische Methoden und retteten somit das, was von Troja heute noch übrig geblieben ist. Außerdem legten sie damit den methodischen Grundstein heutiger, moderner Archäologie.
Obwohl Rauchen in Troja verboten ist, habe ich übrigens natürlich die Zigarette vom Reisebürobesitzer mit hineingeschmuggelt und heimlich geraucht. In so einem Fall muss man ja mal eine Ausnahme machen. Für den Tag hatte ich danach vom Rauchen allerdings genug!