Schlagwort: Afrika

  • Camp Salma in Kairo und die Pyramiden von Gizeh

    In Kairo gibt es ein Camp mit Blick auf die Pyramiden von Gizeh: Camp Salma. Camp Salma wird von einer gleichnamigen, etwas resoluten Ägypterin geführt und ist ein Treffpunkt für Afrikafahrer.
    Allerdings sollte man einen festen Schlaf haben oder zumindest Ohropax mitbringen, denn gelegentlich gibt es  kleine Detonationen bei der Müllverbrennung, die hier rustikal in Eigenregie durchgeführt wird, und der Muezzin der benachbarten Moschee gibt alles, wenn er zum Gebet ruft. Außerdem weht vom angrenzenden, offenen Kanal, in dem aufgedunsene Rinderkadaver schwimmen, das eine oder andere Lüftchen herüber.
    Die Gemüsehändler an der Straße mit ihren Eselkarren voll frisch aussehenden Gemüses beobachten wir dabei, wie sie das verseuchte Wasser aus dem Kanal schöpfen und damit das Gemüse bespritzen, um es frischer aussehen zu lassen. Guten Appetit!

    Im Camp treffen wir zwar nicht auf so viele Afrikafahrer wie erwartet, aber wir haben die große Freude, eine fünfköpfige deutsch-südafrikanische Familie kennen zu lernen: Dennis und Maike mit ihren drei großartigen Kindern Jasmin, Jona und Janek. Sie erfüllen sich einen lange gehegten Traum und besuchen Maikes Eltern in Deutschland auf dem Landweg. Mit Geländewagen, Offroad-Anhänger und jeweils einem Dachzelt oben drauf sind sie den ganzen Weg von Johannesburg bis nach Ägypten gekommen und versorgen uns mit unzähligen Informationen, die uns für die nächsten Monate in Afrika viel Mut machen. Nun hängt für uns nicht mehr ein ganz so dickes Fragezeichen über dem schwarzen Kontinent.

    Camp Salma in Kairo

    Camp Salma in Kairo

    Camp Salma in Kairo

    Camp Salma in Kairo

    Camp Salma in Kairo

    Camp Salma in Kairo

    Camp Salma in Kairo

    Allerdings haben wir in Dennis und Maike auch ein Exempel, wie lange es unter Umständen dauern kann, ein Visum zu bekommen. In ihrem Fall sind es die Visa für Libyen und Tunesien, auf die sie über vier Wochen warten müssen. Das zerrt an den Nerven und ist den Beiden auch unweigerlich anzumerken. Aber sie sind stark und halten durch, bis wir uns nach einer wunderbaren gemeinsamen Woche im Camp mit ihnen über die erhaltenen Visa freuen können!

    Schon am nächsten Tag allerdings vermissen wir sie sehr. Die Woche mit ihnen war einfach großartig. Jeden Abend haben wir ein Lagerfeuer gemacht, darauf gekocht und uns daran gewärmt. Das Kochen auf dem Lagerfeuer ist eine Philosophie für sich, und Dennis bringt uns alles bei, was wir wissen müssen.

    Camp Salma

    Auch in den Tagen danach pflegen wir die Tradition und geben sie an andere Afrikafahrer weiter. Später in Assuan erfahren wir, dass man noch lange nach unserer Zeit die Spuren sehen konnte – nur Feuerholz war keines mehr da…
    Wenn Maike, Dennis, Jasmin, Jona und Janek in ein paar Wochen in ihr neues Haus in Kapstadt eingezogen sein werden, dürfen wir sie besuchen kommen. Wir freuen uns schon riesig auf das Wiedersehen und weitere gemütliche Abende am Lagerfeuer. In ihrem Garten haben sie drei Feuerstellen. Das hat doch Stil!

    Ach ja, und noch etwas: Meine Haare sind ab! Sie wurden langsam lästig, also habe ich Hand angelegt. Die selbstgebastelte Frisur sieht anfangs zwar noch scheiße aus, wird in den nächsten Tagen aber weiteren Optimierungen unterzogen. Am Ende wird sie sogar wirklich ansehnlich aussehen, wie dann auf späteren Bildern zu sehen sein wird. Auch Christianes Haare habe ich ganz gut hinbekommen – im nächsten Leben werde ich Friseur!

    Camp Salma

    Camp Salma

    Auch sonst haben wir in Kairo eine gute Zeit. Mit dem Taxi fahren wir einige Male in die Innenstadt, weil wir uns für den Sudan und Äthiopien vorab Visa besorgen müssen. Schnell lernen wir beim Taxifahren das Herunterhandeln auf den richtigen Preis und sind überrascht, dass nicht alle Taxifahrer versuchen, Touristenpreise abzukassieren. So genießen wir es, uns mit den schwarz-weißen Taxis quer durch die halbe Stadt fahren und das Stadtbild an uns vorbeiziehen zu lassen. Und da wir nicht selbst am Steuer sitzen müssen, sind uns auch der abartige Verkehr und die vielen Staus egal. Nur die Abgase sind teilweise ganz schön heftig. Teilweise sitzt man inmitten blauer Abgaswolken, denn die Taxis – meist uralte, französische Fabrikate – haben keine Klimaanlage. Bei der Hitze helfen da nur offene Fenster.

    Für die Visa brauchen wir wieder einmal ein Empfehlungsschreiben von der deutschen Botschaft. Wir bekommen es problemlos, wenn auch erst am nächsten Werktag, nach dem Wochenende. Man wundert sich, wie eine deutsche Behörde einen ganzen Tag benötigen kann, Namen und Anschrift in ein Formular einzugeben, auszudrucken und einen Stempel und eine Unterschrift darauf zu setzen. Noch toller: Als wir das Schreiben abholen wollen, will man uns weismachen, dass das eine ganze Woche dauert! Und dafür zahlen wir auch noch zwanzig Euro pro Person…
    Wir bekommen das Schreiben dann aber doch gleich und gehen damit zur sudanesischen Botschaft. Nach dem Wochenende ist hier die Hölle los und die Botschaft quillt über vor Antragstellern. Als wir die Anträge schließlich fertig haben und überreichen, heißt es, wir sollen in einer Woche wiederkommen. In den folgenden Tagen bekommen wir jedoch mit, dass andere Traveller, die nicht gleich am Wochenanfang in die Botschaft gegangen sind, das Visum noch am selben Tag erhalten haben. So gehen wir wieder hin und sind hartnäckig. Unsere Anträge werden bewilligt, aber erst am nächsten Tag können wir unsere Visa abholen. Als wir am nächsten Tag dann tatsächlich unsere Pässe mit den Stempeln in den Händen halten, fällt uns ein riesiger Stein vom Herzen.
    Das Äthiopienvisum bekommen wir übrigens problemlos. Die äthiopische Botschaft in Kairo darf sich mit der freundlichsten und hilfsbereitesten Angestellten rühmen, die wir auf unserer Reise bisher getroffen haben. Sogar in bequemen Ledersessel sitzen wir, als wir unsere Anträge ausfüllen.

    Christiane sieht seit ein paar Wochen übrigens beängstigend schlecht und kann kaum noch Verkehrsschilder erkennen. Mehrere Male gehen wir zu einem Augenarzt, den uns die deutsche Botschaft empfohlen hat. Er stellt sich als ausgesprochen fachkundig heraus. In Bonn und Tübingen hat er studiert ist dann zurück nach Kairo gegangen. Er spricht hervorragend Deutsch, so dass Christiane ihm ohne Sprachbarriere erklären kann, was mit ihren Augen los ist, und er stellt auch gleich die richtige Diagnose: Christianes Hornhaut ist extrem trocken und sehr stark angegriffen. Beim Augentest liest sie aus drei Metern Entfernung 10 cm große Buchstaben als Zahlen vor!
    In den nächsten Tagen muss Christiane eine Augenkur machen und soll die Augen so viel wie möglich geschlossen halten. Außerdem muss sie ein neuartiges Feuchtigkeitsgel und anfangs auch Kortisontropfen in die Augen machen. Glücklicherweise schlägt die Behandlung schnell an, und nach einigen Tagen kann Christiane endlich wieder normal sehen.

    Da wir uns allmählich den Malariagebieten nähern, die ab dem Sudan langsam beginnen, besorgen wir uns Lariam. Lariam ist deutlich günstiger als das weit verbreitete Malarone und bietet einen wirksamen Schutz gegen die meisten Malariaerreger. Allerdings kann Lariam erhebliche Nebenwirkungen auf die Psyche und das Immunsystem haben. Wir werden sehen müssen, ob wir Lariam vertragen. Viele Traveller berichten, dass sie Lariam probiert haben und wieder absetzen mussten.
    Für ägyptische Verhältnisse ist Lariam sehr teuer, und es gibt noch keine Generika. Die Beschaffung ist deshalb nicht leicht. Erst nach einigen Anläufen finden wir eine Apotheke, die Lariam bestellen kann.

    Sightseeing steht natürlich auch auf dem Programm. Wir laufen zu den Pyramiden von Gizeh, denn von Camp Salma ist es nicht weit. Je näher wir den Pyramiden kommen, desto mehr gehen uns Taxifahrer auf die Nerven, die uns dorthin fahren wollen und Lügengeschichten erzählen. Auf unserer Route gebe es keinen Eingang und wir müssten kilometerlang um das Gelände herumlaufen, wenn wir nicht ihr Taxi nähmen. Ganz so naiv sind wir allerdings nicht mehr, und wir lassen uns nicht beirren.
    Wenig später stehen wir dann auch auf dem Gelände und haben die Pyramiden in Lebensgröße vor uns. Doch lange genießen können wir den Anblick nicht. Schon wieder kommt einer an, der uns eine Lügengeschichte auftischt, weshalb wir ihn als Führer bräuchten. Und weil er einfach nicht lockerlassen will, brülle ich ihm dann irgendwann ein weithin hörbares „Fuck off!“ entgegen. Das versteht er dann.
    Wenig später im Sichtschatten der zweiten großen Pyramide, wo nichts los ist, kommt ein Junge auf einem Esel angeritten. Er erzählt keine Lügengeschichte, sondern hält gleich die Hand und ruft mir frech „Money, money!“ ins Gesicht. Ich bin inzwischen so sauer, dass ich einfach nur noch meine flache Hand über die Schulter hebe und im eine Ohrfeige androhe. Wahrscheinlich gucke ich dabei auch noch ziemlich böse. Jedenfalls hinterlässt das offensichtlich ziemlichen Eindruck, denn der Rotzlöffel tritt mit seinem Esel blitzartig die Flucht an. Erstaunlich, wie schnell Esel rennen können.
    Man fragt sich, weshalb mittlerweile zwischen 50 und 100 Mitarbeitern der Tourist Police über das ganze Areal verteilt sind, wenn die Touristen trotzdem ständig belästigt werden. Aber die Ägypter selbst sind nicht die einzigen Ärgernisse an den Pyramiden. Da wären zum Beispiel der nicht zu übersehende Parkplatz, den große Ästheten mitten zwischen die beiden ersten Pyramiden gesetzt haben, und die Straße, die an allen Pyramiden entlang führt. Nur wenn man hinter den Pyramiden ein ordentliches Stück in die Wüste hinausläuft, hat man überhaupt noch ungestörte Anblicke dieser großartigen Bauwerke.
    Gestört werden wir dort allerdings dann von der Tourist Police selbst. Ein Polizist kommt auf einem Kamel angeritten und bietet an, dass wir ihn gegen einen kleinen Obolus fotografieren dürfen. Obwohl er uns nicht ganz geheuer vorkommt, gehen wir darauf ein. Weil das erste Foto nichts wird, mache ich gleich ein zweites, was ihn zu stören scheint, aber wir verstehen ihn nicht richtig und treten den Rückweg an. Einige Meter weiter ist ein zweites Kamel angebunden, dass ich schließlich auch noch fotografiere. Daraufhin kommt der Polizist angeritten und macht komische Andeutungen, die wir als Androhung einer Nacht im Gefängnis interpretieren. Und dieses Mal sind wir es, die sich schnell aus dem Staub machen.

    Pyramiden von Gizeh

    Pyramiden von Gizeh

    Pyramiden von Gizeh

    Pyramiden von Gizeh

    Pyramiden von Gizeh

    Pyramiden von Gizeh

    Pyramiden von Gizeh