Schlagwort: Afrika

  • Zu Gast bei Planet Kids in Muizenberg

    Auf dem Weg ans Kap sind wir bereits an der False Bay entlang gefahren, die für die dort häufig gesichteten Weißen Haie berühmt ist, und dorthin sind wir nun noch einmal zurückgekehrt. In Muizenberg, einem Vor- und Badeort Kapstadts in der False Bay, leben Christianes Freunde Andreas und Benita mit ihrem Sohn Luca, die vor mehreren Jahren nach Südafrika ausgewandert sind. Luca hat eine schwere Form von Autismus, einer geistigen Entwicklungsstörung. Er spricht nicht und hat hochgradig stereotypisierte Verhaltensweisen. Abweichungen von seinen bis ins Kleinste ausgeprägten Routinen haben schwere Schrei- und Wutanfälle zur Folge, bei denen er teilweise auch um sich schlägt – ein schwierige Situation für Andreas und Benita, mit der sie tapfer umgehen.

    Andreas, genannt Andy, hat einen Weg gesucht, wie er sich um Luca kümmern und gleichzeitig Geld verdienen kann. Dabei kam er auf die Idee eines Indoor-Spielplatzes für behinderte und nichtbehinderte Kinder. Als wir ankommen, hat Planet Kids gerade eröffnet.

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Besuch bei Planet Kids in Muizenberg

    Indoor-Spielplätze sind ein großer Trend in Südafrika, der wohl auch der Sicherheitslage hier geschuldet ist. Trotz des Endes der Apartheit sind die Unterschiede zwischen weiß und schwarz, arm und reich nach wie vor extrem. Nur eine kleine schwarze Oberschicht hat von den Umwälzungen profitiert, der Rest ist arm geblieben und verrichtet schlecht bezahlte Tätigkeiten für die Oberschicht. Das ist nichts anderes als eine moderne Form der Sklaverei. Schon auf dem Weg nach Muizenberg waren wir an Khayelitsha vorbei gefahren, dem drittgrößten Township Südafrikas und größten Township Kapstadts. Townships sind Elendsviertel. Kilometerweit bis zum Horizont erstreckt sich das Meer einfachster Behausungen. Man schätzt, das über eineinhalb Millionen Menschen in diesen zusammengezimmerten Hütten aus Wellblech, Holz, Pappe und Plastikplanen leben – eine umso erstaunlichere Zahl, wenn man bedenkt, dass Kapstadt insgesamt dreieinhalb Millionen Einwohner hat. Südafrika gilt als zweite Welt: Das bedeutet nichts anderes als die Koexistenz von erster und dritter Welt. Dementsprechend hoch ist die Kriminalitätsrate, und die weiß-schwarze Oberschicht schottet sich geradezu hermetisch von der Außenwelt ab. Das Leben spielt sich ab zwischen festungsartig gesichertem Eigenheim, Arbeitsplatz, Shopping Mall und bewachtem Strand. Die Strecken dazwischen werden ausschließlich mit dem Auto zurückgelegt. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es kaum und werden allein von der schwarzen Unterschicht genutzt. Das Leben in Kapstadt hat etwas vom Leben im goldenen Käfig.

    Doch zurück zu Planet Kids. Andreas und Benita haben wirklich viel Liebe und Hingabe in dieses Projekt gesteckt. In den kommenden Wochen dürfen wir mitverfolgen, wie sich Planet Kids prächtig entwickelt. Einen kleinen Beitrag dazu leisten auch wir, denn wir machen die Website:

    Planet Kids

    Außerdem versuche ich, die Reisekasse aufzubessern, indem ich mich als Geburtstagsfotograf betätige. Geburtstage in Indoor-Spielplätzen zu feiern liegt in Südafrika genauso im Trend wie Indoor-Spielplätze selbst. Kinder in Aktion zu fotografieren ist eine echte Herausforderung – man muss unheimlich schnell sein, denn kaum eine Gelegenheit bietet sich länger als Bruchteile von Sekunden. Trotzdem können meine Ergebnisse sich sehen lassen – aus mir ist im Verlauf der Reise ein ganz passabler Fotograf geworden. Auch die Eltern lassen mitunter kaum eine Gelegenheit aus, vor der Kamera zu posieren. Tatsächlich verkaufen tue ich beim ersten Mal aber kein einziges Foto. Beim zweiten Mal habe ich dann mehr Glück, die Eltern kaufen alle 120 Fotos pauschal für umgerechnet 120 Euro. Dafür würde in Deutschland allerdings kein Fotograf auch nur einen Finger krumm machen, zumal das Aussortieren und Nachbearbeiten der Bilder mindestens genauso lange dauert wie der Fototermin selbst. Wenn man außerdem bedenkt, dass die Lebenshaltungskosten in Kapstadt mit denjenigen in Berlin vergleichbar sind, wird deutlich, wie schwer dieses Geld verdient ist. Daher werden wir uns in Kapstadt nach anderen Verdienstmöglichkeiten umsehen, um die Reisekasse aufzubessern.