Felsenstadt Petra

Petra, die verlassene Felsenstadt aus dem dritten und bisher letzten Indiana-Jones-Abenteuer „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ hatte es mir seit meiner Jugend angetan. Im Film kämpft der unorthodoxe und schlagfertige Archäologe Dr. Indiana Jones in Petra gegen die Nazis, um ihnen den Heiligen Gral, der ewiges Leben versprechen soll, vor der Nase wegzuschnappen. Auf Pferden geht es galoppierend durch enge Felsschluchten, bis sich die Widersacher plötzlich vor einem riesigen, in Fels gehauenen Portal mit mächtigen Säulen wieder finden: dem Eingang in die mystische Felsenstadt Petra!
Petra ist das bedeutendste Relikt der Nabatäer und ein architektonisches Meisterwerk. Vor allem aber ist Petra ein wahrhaft magischer Ort, dessen Energie förmlich zu spüren ist!

Auf ein Pferd verzichtend, machen wir uns zu Fuß auf den drei Kilometer langen Weg durch die Schlucht, hinunter nach Petra. Es ist noch früh, und nur wenige andere Touristen sind unterwegs, so dass wir immer wieder Momente nur für uns allein haben und uns fühlen dürfen, wie Indiana Jones.

Felsenstadt Petra

Felsenstadt Petra

Felsenstadt Petra

Felsenstadt Petra

Die Schattenseite des Filmes ist, dass es hier wenig später von Touristen nur so wimmeln wird. Busweise werden sie von Jordaniens Hauptstadt Amman aus hier angekarrt. Da Petra die Hauptsehenswürdigkeit Jordaniens ist, konzentrieren sich die insgesamt nicht sehr zahlreichen Touristen im Lande hier natürlich.
Aber wir haben es uns zur Regel gemacht, dass wir derartige Sehenswürdigkeiten nach Möglichkeit spätnachmittags bis früh abends ansteuern, wenn nicht mehr so viel los und das Licht am schönsten ist, oder aber morgens in aller Frühe. Zu diesen Zeiten kann man solche Orte noch fast für sich alleine haben. Und da wir nicht an eine touristische Organisation wie die üblichen Busfahrten gebunden sind, sind wir in dieser Hinsicht ziemlich privilegiert.

Hergekommen sind wir denn auch auf einer ganz anderen Route, als die Touristenströme. Sie allein war schon beinahe so abenteuerlich, wie im Film. Statt über die Ostroute, kamen wir von Westen her, durch die dortige Halbwüste. Vom Toten Meer kommend fragten wir an einem der vielen Check Points, nach dem es weiter geradeaus oder links ab ging, welche Richtung wir einschlagen müssten. Links abbiegen sollten wir.
Was wir dort fanden, war zwar eine Straße. Aber sie sollte sich als unbeschilderte Nebenstrecke herausstellen, als wir einige Zeit später feststellten, dass wir uns hoffnungslos verfahren hatten. Wir waren auf einer Schotterpiste gelandet, Beschilderungen nach Petra hatten wir auf dem ganzen Weg noch nicht gesehen, und das einzige Zeichen von Zivilisation war ein Beduinenzelt, etwa fünfzig Meter neben der Straße.

Felsenstadt Petra

Ich lief dorthin, um nach dem Weg zu fragen. Um das Zelt herum spielende Kinder wurden auf mich aufmerksam, als ich mich ihrer etwas zwielichtig anmutenden Behausung näherte. Sie eilten mit skeptischen Minen zu ihren Müttern und klammerten sich an ihnen fest. Die Mütter bedachten mich, um die Zeltecke schauend, ebenfalls mit einem skeptischen Blick, und holten sodann ihre Männer hervor, während sie selbst mit ihren Kindern in den Hintergrund zurücktraten.

Felsenstadt Petra

Vorsichtig hob ich die Hand zum Gruß, um meine guten Absichten zu bekunden. Man erwiderte meinen Gruß, und ich begann, mich nach dem Weg zu erkundigen. Nach etwas Hin und Her kam schließlich ein Pickup mit vier jungen, in unseren westlichen Augen etwas wild aussehenden Beduinen, vorbei. Sie hatten ein paar Kisten Tomaten auf der Ladefläche und waren auf dem Weg in das einzige, kleine Dorf, an dem wir auf dem Hinweg vorbei gekommen waren. Sie bedeuteten uns, ihnen zu folgen. Dort wollten sie uns den weiteren Weg erklären.
Wir folgten ihnen also zurück in ihr Dorf, bis sie vor einer einfachen Hütte hielten. Die dort lebenden und neugierig herüberblickenden, jungen Frauen, wurden von ihren Müttern sofort scharf zurechtgewiesen und ins Haus geschickt. Ein etwas älterer Mann kam zu uns herüber, mit rot-weißem Beduinenkopftuch, wildem Bart und gelb-braunen Zähnen, in etwa so, wie man sich in westlich-naiven Vorstellungen einen typischen Terroristen vorstellen würde. Die vier Männer aus dem Pickup sprachen mit ihm auf Arabisch und standen um ihn herum, als der Ältere auf mich zutrat. Ich war ausgestiegen, was in Anbetracht der fünf mir nun gegenüberstehenden Männer wohl etwas unvorsichtig war. Zumindest war es mir etwas mulmig zumute. Aber der Mann sprach zu meiner Überraschung ein paar Brocken Englisch und erklärte mir den weiteren Weg. Wir könnten dem Pickup noch ein Stück weit folgen und müssten dann noch ein gutes Stück zurück bis zu einer Linksabbiegung.
Als wir aus dem Ort heraus waren, waren wir ziemlich erleichtert. Wenn die fünf Männer uns etwas gewollt hätten, hätten wir keine Chance gehabt, und es würde niemals jemand erfahren, was aus uns geworden wäre. Aber wir möchten die Männer nicht in ein falsches Licht rücken: Sie haben uns lediglich den Weg gezeigt. Doch die Kulturen sind innerlich und äußerlich so unterschiedlich, dass solche Situationen einfach nicht mit Gewissheit einzuschätzen sind.
Schließlich erreichten wir die beschriebene Abzweigung. Es stand dort nur ein Schild, das auf ein Dorf verwies. Nichts dort verriet, dass dies der Weg nach Petra sein konnte. Auch die Straße nicht, an der der Zahn der Zeit genagt hatte, und die kaum noch mehr als eine schlaglochübersähte, sandverwehte Piste war. Über diese Straße ging es nun zwanzig Kilometer lang mitten durch die Halbwüste aus feinem, gelbem Sand und später zunehmend Geröll, während sich zu unserer Linken langsam ein mächtiges Gebirge auftürmte. Bis auf einen Hirten und einen Kleinlaster waren keinerlei Anzeichen von Zivilisation mehr auszumachen. Dann drehte die Straße zum Gebirge hin ab und ging über in eine steile Achterbahnfahrt. Fast eine Stunde lang krochen wir die Berge hinauf, aber wir wurden mit immer atemberaubenderen Aussichten auf die sich unter uns ausbreitende Halbwüste belohnt, und die Felsen nahmen immer schönere Formen mit ausgeprägten Auswaschungen an.

Felsenstadt Petra

Felsenstadt Petra

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Dann, auf einmal, kamen wir an grünen Feldern vorbei und stießen wenig später auf eine Straße, die man auch wirklich als solche bezeichnen konnte. Sie hätte uns wesentlich unkomplizierter nach Petra geführt. Wir hatten eine wilde Abkürzung genommen. Aber dadurch konnten wir die einzigartige Natur rund um Petra hautnah erleben wie kein anderer Tourist!

Nachdem wir auf dem Marsch hinunter nach Petra schon langsam gar nicht mehr geglaubt haben, dass die Schlucht irgendwann auch ein Ende hat, sehen wir durch den Spalt vor uns unerwartet eine riesige Säule aufragen, dann eine zweite, dann noch eine, und schließlich das gesamte Portal des tempelähnlichen Felsengrabes „Schatzhaus des Pharao“, das auch im Film zu sehen war. Es ist eines der beeindruckendsten Monumente, die wir je gesehen haben. Einfach unbeschreiblich, majestätisch, prächtig. Minutenlang können wir uns mit offen stehenden Mündern kaum von diesem Anblick lösen.

Felsenstadt Petra

Felsenstadt Petra

Dann gehen wir tiefer hinein in die Stadt, vorbei an einem Amphitheater, an Wohnhöhlen und weiteren Portalen. Sie liegen teilweise in Schwindel erregenden Höhen. Der Fels hier ist rötlich wie der Sand im australischen Outback, durchzogen von weißen Linien. Sie schimmern wie Perlmut und unterstreichen den Glanz der Stadt.

Felsenstadt Petra

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Der Eintritt ist übrigens ziemlich teuer, genauer gesagt das teuerste, was wir uns auf dieser Reise bisher geleistet haben. Aber Petra ist jeden Cent wert. Außerdem gibt es dort am Ende der Stadt eine Art Restaurant, in dem die Bustouristen sich über ein Buffet hermachen dürfen, für das sie allerdings extra zu zahlen haben. Wir gehen hinein, um zu sehen, was es zu essen gibt und was es kosten soll. Da ein organisatorisches Konzept nicht zu erkennen ist, reihen wir uns einfach die Schlange der Heuschrecken ein und kommen so zu einem üppigen und darüber hinaus kostenlosen Mahl. So relativiert sich der Eintrittpreis doch gleich schon wieder!

Felsenstadt Petra

Übernachtet haben wir übrigens etwa fünf Kilometer vor Petra im Beduine Camp nahe des sogenannten Little Petra. Ein Tor führt in einen von hohen Felsen umgebenen Innenhof. Die Betreiber haben sich mit der Einrichtung sehr viel Mühe gegeben, aber wir sind leider die einzigen Gäste. Außerdem war es nicht ganz billig, aber wir haben es auch verpennt, den Preis zu verhandeln. Wahrscheinlich hätten wir auf die Hälfte herunterhandeln können. Übrigens haben wir später erfahren, dass die Betreiber gar keine echten Beduinen sind. Aber was soll’s, ein schöner Ort ist es trotzdem.