Ruinenstadt Palmyra

Von der türkisch-syrischen Grenze waren wir – froh, das überwiegend kurdisch besiedelte Grenzgebiet hinter uns zu lassen –, am Vortag zunächst nach Aleppo hinein gefahren und hatten uns syrische Pfund am Geldautomaten geholt. Der Verkehr in der grenznahen Stadt Şanlıurfa war ein einziges Hupkonzert, und eine unangenehme Begegnung mit ein paar Straßen-Kids vor einem kleinen Supermarkt hatten wir auch.
Die Straßen-Kids lungerten vor dem Markt herum und wurden natürlich auf uns aufmerksam, als wir hielten. Wir trauten der Sache nicht, so dass wir zunächst im Auto blieben und abwarteten. Einer der Jungs fing dann an, vor unserem Auto herumzuschleichen und uns zu provozieren. Als ich ausstieg und ihm hinterherrief, zog er ein Butterfly-Messer aus der Hose. Es war kein Angriff, aber doch ein deutliches Signal, so dass wir auf unseren Einkauf verzichteten und unverrichteter Dinge weiterfuhren.
Der Gegenwert von 150 Euro war am Geldautomaten in Aleppo der Höchstbetrag, den wir – europäische Verhältnisse gewöhnt und die Treibstoffpreise noch nicht kennend –, sogleich abhoben. Später sollten wir gar nicht wissen, wie wir das ganze Geld ausgeben sollten.

Von Aleppo fahren wir nun ein Stück auf der berühmten Seidenstraße, die von hier nach Bagdad führt und erst viel später in Ostchina endet. Die Seidenstraße ist zumindest hier und heute jedoch nichts weiter als eine gewöhnliche Teerstraße mit zwei Fahrspuren in jeder Richtung. Statt von Kamelen wird sie von Blechkarawanen bevölkert: von 1001-Nacht-Romantik keine Spur.
Zu beiden Seiten der Seidenstraße findet sich erst einmal lange nichts als unfruchtbares, verstepptes Land. Kein Baum weit und breit, kein Ort, der zum Verweilen einlädt. Das Leben der Menschen hier ist geprägt von den Verrichtungen des täglichen Bedarfs. Ihre Behausungen sind einfache Lehmhütten und Zelte.

Seidenstraße in Syrien

Seidenstraße in Syrien

Seidenstraße in Syrien

Seidenstraße in Syrien

An einer Tankstelle machen wir einen Zwischenstopp und füllen unseren Dieselvorrat auf. Ein Liter Diesel kostet umgerechnet paradiesische 7 Cent, während ein Liter Milch in Syrien das Fünffache kostet – verkehrte Welt! Dementsprechend wird aber auch mit Treibstoff umgegangen: Niemand achtet darauf, dass nichts daneben geht. Ein kräftiger Mann mit hochdekorierter Uniform und selbstgefälliger Körpersprache steht neben einer großen Treibstofflache und raucht eine Zigarette. Hoffentlich ist das nur Diesel und kein Benzin!

Vom Assad-Stausee zur Linken ist fast nichts zu sehen. Ein Abstecher dorthin findet sein jähes Ende vor einer militärischen Absperrung.
Der See wird aus dem Euphrat gespeist, dem größten Strom Vorderasiens, der in der Türkei entspringt, durch Syrien und den Irak fließt, und in den Persischen Golf mündet. Der Euphrat ist die Lebensader Syriens. Ohne ihn wäre keine Landwirtschaft, und ohne Landwirtschaft kein Leben möglich, denn Syrien ist nicht gerade mit Bodenschätzen oder anderen Naturgütern gesegnet. Dementsprechend liegt hier die Achillesverse des Landes, und die Türken, in deren Land der Euphrat entspringt, wissen das als Machtquelle zu nutzen. Sie haben Staustufen in den Euphrat gebaut, mit denen sie Syrien den Wasserzufluss sperren können.
Für Syrien ist das Wasserreservoir des Assad-Stausees die einzige Reserve. Außerdem dient der Assadstaudamm der Energiegewinnung. Er ist ein dementsprechend strategisch wichtiges Objekt und mit dementsprechenden Schutzvorkehrungen abgesichert.

Wenig später tangiert die Seidenstraße den Euphrat für wenige Augenblicke, und wir können einen kurzen Blick auf ihn erhaschen. Der Euphrat zeigt sich hier als ein mittlerer Fluss, wie er überall fließen könnte.
Sodann drängen sich jedoch Felder zwischen Euphrat und Seidenstraße. Es sollte der erste und einzige Blick auf den Euphrat sein, der uns vergönnt war, bevor wir bei Deir Al Zor nach Südwesten abbogen und durch die Syrische Wüste nach Palmyra fuhren.

Palmyra ist eine viertausend Jahre alte Ruinenstadt, die zu Zeiten der römischen Vorherrschaft in Vorderasien ein bedeutender Handelsknoten war. Sie liegt mitten im geografischen Zentrum Syriens.

Ruinenstadt Palmyra

Ruinenstadt Palmyra

Ruinenstadt Palmyra

Ruinenstadt Palmyra

Ruinenstadt Palmyra

Die Sitten der arabischen Länder achtend hat Christiane sich heute übrigens richtig in Schale geworfen. Allerdings erinnert sie in ihrem Haar bedeckenden Outfit eher an einen Schlumpf. Ich fand es eh schon immer albern, dass es unter den Schlümpfen nur eine einzige Frau gab, und die war in der ansonsten reinen Männerwelt der Schlümpfe natürlich eine Blondine. Wird also höchste Zeit, dass wir hiermit endlich offiziell eine neue, brünette Schlümpfin einführen, und sie hört auf den Namen Schlumpfiane:

Ruinenstadt Palmyra


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