Nafplio

Nafplio ist ein kleines, schnuckeliges Städtchen im Nordosten der Peleponnes. Verwinkelte Gässchen und ehrwürdige Häuser zieren die belebte Altstadt. Trotz allen Lebens schon tagsüber, läuft Nafplio erst am Abend zur Hochform auf. Aus den umliegenden Orten strömen dann Müßiggänger aller Altersklassen in die Restaurants und Bars und mischen sich dort mit den Touristen.

Wir essen etwas in einer „Pizzeria“, in der es, wie sich herausstellt, gar keine Pizza gibt! Ganze drei Nudelgerichte und ansonsten griechisches Essen stehen zur Auswahl. Wir haben einen langen Tag hinter uns und keine Lust, ein neues Restaurant zu suchen. Also bestellen wir zwei Nudelgerichte.
In den nächsten fünf Minuten spielt sich ein wahrer Hexenzauber ab: Drei Kellner wirbeln abwechselnd um uns herum, bringen Papiertischtuch, Gedecke, Salz und Pfeffer, Brot, Wasser, unser Bier, den als Vorspeise bestellten Salat und gleich die Nudeln hinterher. Die Rechnung wird auch sofort dazu gereicht. Essen kann so effizient sein!

Um Frust herunter zu spülen, hilft am besten ein Cocktail. Und Cocktailbars gibt es in Nafplio genug. Also machen wir uns auf die Suche nach einer vielversprechenden Cocktailbar. Die Cocktailpreise jedenfalls sind wirklich vielversprechend: neun Euro und mehr. Das müssen aber ziemlich gute Cocktails sein.
Unser Testcocktail in einer neuen Cocktailbar ist eigentlich immer eine Caipirinha. In der ersten Cocktailbar gibt es eine „Kaipirinha“ [sic] für 9,90 Euro. Wenn eine Cocktailbar Caipirinha nicht richtig schreiben kann, wie soll dann erst der Cocktail schmecken? Für knapp 20 Euro ist uns das Risiko eines Reinfalls zu hoch.
Also weiter zur nächsten Cocktailbar. Dort gibt es eine „Caipirinha“ für 8,90 Euro. Also werfen wir einen Blick auf die Zusammensetzung laut Karte: Cachaça, brauner Rohrzucker und – „Lemon Juice“? Zitrone hat in einer Caipirinha absolut nichts zu suchen, sondern Limette (engl. lime), und außerdem sollte es nicht bloßer Saft sein, sondern eine Limette in Achtel gewürfelt und dann zerstampft. Auch hier lassen wir lieber die Finger davon, bevor wir uns nachher über einen schlechten Cocktail und viel verpulvertes Geld ärgern.
Anschließend machen wir noch zwei, drei weitere Anläufe, eine ordentliche Cocktailbar aufzutreiben, aber leider erfolglos. Okay, wir haben ja noch ein paar Flaschen Wein im Sprinter.

In einem etwas abgelegeneren Teil des Hafens suchen wir uns einen Parkplatz und stellen den Sprinter gegenüber einem Brummi auf dem sonst leeren Areal ab. Der Fahrer sitzt in seiner Kabine und winkt uns freundlich zu, als wir ihm gegenüber parken. Also schnappen wir uns den Wein und gehen gleich mal rüber. Er heißt Andreas, ist Ungar und fährt häufig die Strecke über Bulgarien nach Griechenland und ansonsten durch ganz Europa. Diesmal wartet er schon seit fünf Tagen auf seine Ladung und langweilt sich fern von Heimat und Familie zu Tode. Da ist ihm die Abwechslung durch uns gerade recht.
Wir trinken ein paar Gläser von unserem Wein und von seinem Bier und versuchen, uns zu unterhalten. Leider spricht er fast kein Englisch, aber immerhin ein paar Brocken Deutsch. Und wir sprechen natürlich auch kein Ungarisch. Seine Lieblingswörter sind „Chef“, „gut“ und „nix gut“. Auch mit Zeichensprache ist es schwierig, aber wir reimen uns schon irgendwie zusammen, was er wohl meinen könnte, und er umgekehrt. Letztlich sind es der Wille, der zählt, und die Atmosphäre. Ob man tatsächlich alles richtig verstanden hat, ist da beinahe nebensächlich. Jedenfalls haben wir einen netten Abend und er zeigt uns ausführlich seinen Truck. In seiner Kabine hat er neben allen möglichen Annehmlichkeiten sogar einen Kühlschrank und eine Kaffeemaschine. Zum Abschluss verspricht er uns, dass er uns am nächsten Morgen einen richtigen ungarischen Kaffee machen wird. Der wird uns, wie sich dann herausstellt, glatt die Schuhe ausziehen, weil er so stark ist!

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