Athen

Auf einer mächtigen Autobahn ging es am Vortag in die riesige Metropole Athen. Auf der Suche nach Athens einzigem Campingplatz nahmen wir eine Ausfahrt zu früh und verirrten uns hoffnungslos in der an sich schon riesigen Hafenstadt Pireas. Die Gelegenheit nutzten wir, um ein paar lange geplante Besorgungen zu erledigen. Dabei erhielten wir auch den ersten Hinweis, in welche Richtung es wohl weiter gehen könnte: ca. 5 km geradeaus, dann bei der zweiten Brücke links abbiegen, dann irgendwann nochmal links und dann wieder rechts, alles klar! Gefunden haben wir den Campingplatz natürlich nicht.
Aber da wir unterwegs an der Autobahn vorbeigekommen waren, hatten wir zumindest einen weiteren Anhaltspunkt. Wir arbeiteten uns mühselig durch das Verkehrschaos zurück zur Autobahn und mussten raten, in welche Richtung wir auffahren mussten. Wir entschieden uns natürlich prompt für die falsche, fuhren die nächste Ausfahrt wieder raus und tüftelten uns zur Autobahnauffahrt der Gegenrichtung. Dann einige Kilometer die Autobahn entlang gewühlt, auf eine lang ersehnte, kreuzende Bundesstraße gewechselt, und nach nur wenigen weiteren Kilometern sahen wir doch tatsächlich rechts den Campingplatz an uns vorbeiziehen. Blöd nur, dass die Bundesstraße in beiden Fahrtrichtungen vierspurig war und wir natürlich ausgerechnet auf der linken Spur (alte Angewohnheit aus Audi-A3-Zeiten). Wir betrachteten das Campingplatzschild noch eine Weile im Rückspiegel, bis wir endlich von der Bundesstraße abfahren konnten. Wir landeten mitten in einem Wohngebiet und wurschtelten uns im Zickzack durch diverse Einbahnstraßen. Hm, eigentlich mussten wir doch jetzt wieder auf der Höhe des Campingplatzes sein. Also zurück Richtung Bundesstraße. Mist, zu früh, das gleiche nochmal! Nun gut, beim zweiten Mal hatte es dann endlich geklappt: Nach nur zwei Stunden hatten wir den Campingplatz erreicht!

Mit dem Bus fahren wir in die Innenstadt, um die Akropolis zu besichtigen und uns über Verschiffungsmöglichkeiten nach Afrika schlau zu machen. Wir haben zwar nicht vor, von Griechenland aus zu verschiffen, denn es wartet ja mindestens noch die Türkei, aber wir wollen herausbekommen, wie Nachforschungen in dieser Hinsicht am besten anzustellen sind, denn im Internet haben wir bisher keine vernünftige Informationsquelle gefunden.
Wie könnte es anders sein, wir steigen zu früh aus dem Bus aus, weil wir einen Hügel sehen, den wir für jenen mit der Akropolis darauf halten. Mühselig kraxeln wir hoch, um dann nach etwa einer Stunde festzustellen, dass es der falsche Hügel ist. Macht aber nix, denn das Ding ist viel höher als der mit der Akropolis, und wir werden für unseren Irrtum mit einem Rundumblick über die ganze Stadt belohnt. So it goes.
In allen Himmelsrichtungen breitet sich ein endloses, weißes Häusermeer vor uns aus, im Süden begrenzt durch das Meer und in den drei anderen Himmelsrichtungen durch einen Mittelgebirgsrücken. Sieht alles ganz toll aus von hier oben, und Blick auf die Akropolis haben wir auch. Dort sind die Touristenmassen in Form lauter kleiner, bunter Punkte zu erahnen.

Athen

Athen

Doch die Stadt an sich ist fad, wie wir feststellen, als wir von unserem Aussichtspunkt wieder heruntergetrabt sind und durch die Häuserschluchten zur Akropolis latschen: keine wirklichen Highlights, nichts wirklich Nettes, das erwähnenswert wäre oder das Bild der Stadt freundlich stimmen könnte.
Irgendwann erreichen wir dann den Akropolishügel. Er ist rundum eingezäunt, damit sich auch ja niemand um das stolze Eintrittsgeld von zwölf Euro pro Person drücken kann. Den Besuch schenken wir uns, denn wir haben die Akropolis im Grunde genommen ja schon gesehen.
Also begeben wir uns auf unsere Verschiffungsmission. In den Reisebüros werden wir bloß ungläubig angeschaut, keiner kann uns weiterhelfen. Also machen wir uns mit dem Bus auf zum Hafen. Wieder keine Highlights in der Stadt zu sehen, und das Meer ist entlang des ganzen Weges komplett zugebaut. Auch der Hafen bietet nichts Schönes. Das ist natürlich in vielen Hafenstädten so, aber Thessaloniki wird ein paar Tage später beweisen, dass es auch anders geht, mit wenigstens ein paar netten Bars und einer, zwar etwas lieblosen, aber immerhin vorhandenen Promeniermeile. Allerdings müssen wir dazu sagen, dass wir nur Athens Fähr- und Containerhafen gesehen haben, aber nicht den Yachthafen. Vermutlich ist der schöner, aber insgesamt würde es für uns am tristen Stadtbild nicht mehr viel ändern.
Leider ist unsere Mission auch im Hafen zum Scheitern verurteilt. Wir kommen einfach nicht weiter und beschließen, das grundsätzliche Thema der Verschiffung erst einmal zu vertagen. Afrika wollen wir auf dem Landweg erreichen, falls unsere Reise nicht irgendwo noch eine gänzlich andere Richtung bekommen sollte.

Athen werden wir morgen den Rücken kehren und keine Träne nachweinen.


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